Boomjob Was Berufsanfänger am Beamtenstatus attraktiv finden
Beamter oder Beamte klang gerade für junge Leute lange nicht nach einem Traumjob. Doch offenbar ändert sich das krisenbedingt gerade. Über die Vor- und Nachteile des Beamtenstatus.
Susanne Berneit ist Teamleiterin in der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit in Darmstadt. Sie hat viel mit jungen Leuten zu tun, die auf dem Weg ins Berufsleben sind - sei es nach dem Haupt- und Realabschluss oder dem Abitur. Vereinzelt fragen diese nach dem öffentlichen Dienst, vor allem in Verbindung mit einem Berufswunsch: "Die gibt es, die einen Arbeitsplatz suchen auf der Ebene Zoll beispielsweise, Polizei, Feuerwehr, und an der Stelle auch den Beamtenstatus kennen und wissen, dass man das nur als Beamter werden kann. Der Beamtenstatus an sich, und auch das wissen die jungen Leute, ist häufig nur noch zu erreichen über den Studienweg, also ein duales Studium beispielsweise. Und dann ist es der gehobene Dienst."
Gerade jetzt am Ende der Corona-Pandemie und inmitten der Energiekrise dürfte die Beamtenlaufbahn für junge Leute interessant sein, sagt Tobias Krause, Professor für Public und Non-Profit-Management an der Frankfurt University of Applied Sciences. Denn ein Job im öffentlichen Dienst gilt als krisensicher: "Gerade junge Leute sind aus nach einem gewissen Sinn, einem Zweck ihrer Tätigkeit, um so etwas für das Gemeinwohl zu tun. Und auch da ist der öffentliche Dienst interessant – das ist vielleicht nicht das Berufsbeamtentum – aber im öffentlichen Dienst kann man natürlich einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, den viele eben in den Privatunternehmen nicht mehr so finden."
Beschäftigungsverhältnis auf Lebenszeit
Auch Heini Schmitt, Landesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes Hessen, erlebt das häufiger bei jungen Leuten. Er selbst nennt den Beamtenstatus das letzte Beschäftigungsverhältnis, das auf Lebenszeit angelegt ist, auch weil Beamte so gut wie unkündbar sind. Dafür müssten sie aber anderweitig Abstriche machen: "Ein Beamter hat im Vergleich zu einem ähnlich qualifizierten Menschen in der Privatwirtschaft während der aktiven Erwerbszeit eine deutlich niedrigere Besoldung. Also er verdient einfach in einem vergleichbaren Arbeitsfeld mit vergleichbarer Qualifikation weniger an Bruttogehalt. Dafür aber im Grunde – das ist dann die Kehrseite der Medaille, die sogenannte Fürsorgepflicht des Dienstherrn – hat er in der Altersruhephase einen Anspruch auf eine bessere Altersversorgung."
Darüber hinaus gibt es noch weitere Nachteile, auf die sich junge Menschen einstellen müssen, wenn sie die Beamtenlaufbahn antreten. Tobias Krause von der Frankfurt University of Applied Sciences sagt: "Man hat zum Beispiel kein Streikrecht, hat also eine gewisse Verpflichtung gegenüber dem Dienstherrn. Man hat auch kein Recht, eine freie Aufgabenwahl durchzuführen, sondern sie müssen genau das tun, was ihnen der Dienstherr aufträgt, selbst wenn das eine sehr langweilige, eintönige Routineaufgabe ist. Sie haben oft auch eine Aufgabenbelastung im öffentlichen Dienst. Also es gibt in vielen Stellen einen großen Personalmangel."
Gehaltsverhandlungen nicht möglich
Damit verteilt sich die Arbeit dann auf weniger Schultern, auch weil möglicherweise Stellen nicht nachbesetzt werden können, wenn Beamte in Pension gehen. Außerdem sollten junge Menschen auch beachten - so Berufsberaterin Susanne Berneit: "Wir haben einen Beförderungsapparat. Es gibt klar festgestellte Dienstposten und die sind auch tarifiert. Also das was der freien Wirtschaft offen steht, in Verhandlungen einzutreten, auch personenbezogen, das ist eine Möglichkeit, die ich hier so nicht habe. Aber dafür entscheidet man sich auch durchaus bewusst. Dass man auf der anderen Seite auch eine gewissen Unkündbarkeit sieht in der heutigen Zeit."
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 28.11.2022, 6 bis 9 Uhr