Durchführung, Risiken und Kosten Wie geht Sterilisation bei Frauen?
Sterilisation gilt als die weltweit am häufigsten angewendete Verhütungsmethode, häufiger noch als Pille und Kondom. Laut Statistischem Bundestamt haben sich in Deutschland rund 1,5 Millionen Frauen sterilisieren lassen. Wieviel kostet der Eingriff, welche Risiken birgt er und wie sicher ist er als Verhütungsmethode?
Ziel der Sterilisation ist, dass Frauen dauerhaft unfruchtbar werden. Sie gilt als eine der sichersten Verhütungsmethoden: Von 1000 Frauen wird nach dem Eingriff nur eine schwanger. Im Vergleich dazu sind es bei der Verhütung mit Kondomen noch 20.
Wie viele Frauen sich in Deutschland sterilisieren lassen oder sterilisiert sind, ist nicht genau bekannt. Bei einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gaben aber zwei Prozent der Befragten Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 49 Jahren an, durch Sterilisation der Frau zu verhüten.
Was passiert bei einer Sterilisation?
Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt und dauert in der Regel maximal eine Stunde. Ziel ist es, dass die Eizellen nicht mehr über die Eileiter in die Gebärmutter gelangen. Beide Eileiter werden dazu meist verödet, durchtrennt, in einigen Fällen entfernt, oder seltener auch mit Klammern mechanisch verschlossen.
Meistens wird die OP als Bauchspiegelung durchgeführt. Dabei werden in der sogenannten Knopflochmethode drei kleinen Schnitten am Bauchnabel und am Unterbauch gemacht, durch die dann die Instrumente eingeführt werden. Manchmal muss auch ein längerer Schnitt in der Bikinizone gemacht werden, der sogenannte Bauchschnitt.
Welche Risiken gibt es bei einer Sterilisation?
Die Sterilisation gilt zwar als eine Routine-Operation, aber es bleibt eben eine Operation. Die Narkose etwa kann Risiken bergen. Ebenfalls kann es zu Infektionen, Nachblutungen oder Thrombosen kommen.
Werden beim Veröden der Eileiter Fehler gemacht, kann es sehr selten dazu kommen, dass die Eierstöcke nicht mehr richtig durchblutet werden und dadurch die Hormonproduktion beeinträchtigt wird. Die Folge sind Wechseljahrsymptome.
Die deutsche Menopause-Gesellschaft geht davon aus, dass Frauen wegen einer Sterilisation generell etwas (um etwa ein bis zwei Jahre) früher in die Wechseljahre kommen. Andere Quellen bestätigen das aber nicht. Allerdings können Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaften nach einer Sterilisation häufiger vorkommen, was wiederum zu ernsthaften Komplikationen führen kann. Der Eingriff sollte also gut überlegt sein.
Was verändert sich im Körper?
Wird die Sterilisation korrekt durchgeführt, beeinflusst sie den Hormonhaushalt einer Frau nicht. Auch der Menstruationszyklus bleibt, denn die Eierstöcke produzieren weiter Eizellen, die nach dem Eisprung aber im Bauchraum bleiben und dort vom Körper abgebaut werden.
Das Sexualleben und das Lustempfinden werden durch eine Sterilisation rein körperlich nicht beeinflusst. Frauen berichten aber Veränderungen in der Psyche: So könne die Sexualität unbeschwerter sein, weil Verhütung kein Thema mehr ist. Umgekehrt kann sie aber auch negativ beeinflusst werden - durch das Wissen, nicht mehr schwanger werden zu können.
Wieviel kostet ein Eingriff und wer muss ihn zahlen?
Der Kostenpunkt für den Eingriff liegt bei 600 bis 1000 Euro. Die Sterilisation ist eine sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung, kurz IGeL-Leistung, die die Krankenkasse in der Regel nicht übernimmt.
Sie zahlt nur, wenn es einen medizinischen Grund gibt, dass Frauen nicht mehr schwanger werden dürfen und andere Verhütungsmittel nicht in Frage kommen - weil die Betroffene zum Beispiel keine Kondome verträgt oder die Pille ein zu hohes Thromboserisiko birgt.
Kann eine Sterilisation rückgängig gemacht werden?
Ja, es ist möglich die Sterilisation rückgängig zu machen. Bei jungen Frauen kann das sogar ganz unbemerkt und ungewollt geschehen, indem sich Gebärmutter und Eierstock auf neuen Wegen wieder miteinander verbinden. Auch nach der nicht ganz so sicheren Sterilisation im Clip-Verfahren kann es zu einer sogenannten Rekanalisation kommen, die eine Schwangerschaft ermöglicht.
Bei einer geplanten sogenannten Refertilisierung werden bei einer relativ komplizierten OP die getrennten Enden der Eileiter wieder miteinander verbunden. Dieser Eingriff wird aber nur von Spezialisten durchgeführt und kostet je nach Methode 2000 bis 4000 Euro, die privat bezahlt werden müssen. Nach der Refertilisierung können 30 bis 70 Prozent der Frauen wieder schwanger werden.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 9.8.2023, 6 bis 9 Uhr
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