Mediennutzung von Kindern Chatten statt Sesamstraße
Als die Sesamstraße vor 50 Jahren zum ersten Mal über deutsche TV-Bildschirme flimmerte, spielten Diskussionen über Medienzeiten und -inhalte für Eltern vermutlich keine Rolle. Inzwischen sieht das völlig anders aus. Aber wie genau nutzen Kinder von heute Medien und was interessiert sie am meisten?
Medienzeit, das bedeutet tägliches Aushandeln. Das kennen wahrscheinlich viele Eltern. Die Auswahl ist groß - mit Kika, Sendung mit der Maus, YouTube Kids und anderen proppevollen Mediatheken im Internet. Und dann gibt es ja auch noch Computerspiele beziehungsweise Spielekonsolen.
Ich habe mal meine eigenen Kinder gefragt, die zehn und acht Jahre alt sind, wie sie ihre Medienzeit am liebsten verbringen. "Ich verbringe meine Medienzeit am liebsten mit Videospielen. Meistens spiele ich Minecraft oder ein Rennspiel", sagt das eine. Das andere mag am liebsten Videospiele und "gucken" findet es auch "cool": "Am liebsten schaue ich Kinderserien bei Kika, meistens schaue ich dann so Serien wie Checker Tobi."
Tablet statt Fernseher
Und das allerdings oftmals in den Mediatheken und nicht linear im Fernsehen. Und in der Regel wird gerne auf dem Tablet geschaut. Damit liegen meine Kinder voll im Trend, wenn man Untersuchungen des Digitalverbandes Bitkom heranzieht. Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bezieht sich auf eine aktuelle Studie, wenn er sagt, dass bei Kindern die Nutzung von Smartphones und Tablets stark angestiegen ist. "Im Wesentlichen geht die zusätzliche Nutzung von Smartphone und Tablet zu Lasten des traditionellen linearen Fernsehens. Es werden aber auch Fernsehsendungen, Serien oder einzelne Clips aus diesen Sendungen über Smartphone und Tablets angeschaut. Das ist also keine verlorene Klientel für Rundfunk und Fernsehen."
Unter Sechs- bis Neunjährigen nutzen 95 Prozent bereits Smartphone oder Tablet, auch wenn es oft noch nicht die eigenen Geräte sind. Auch der medienpädagogische Forschungsverbund Südwest führt regelmäßig Studien zur Mediennutzung von Kindern durch, die jüngste bezieht sich auf das Jahr 2020. Und sie zeigt: Mit zunehmendem Alter gewinnt auch das Internet an Bedeutung. Bei Sechs- bis Siebenjährigen nutzen etwa ein Drittel das Internet zumindest selten. Und in der Altersgruppe zwölf bis dreizehn sind es dann mit 97 Prozent schon fast alle.
Chatten und Videostreams
Und was ist im Internet besonders angesagt? Am häufigsten wird gechattet oder es werden Videos gestreamt", sagt Bernhard Rohleder vom Bitkom. "In vielen Fällen sind es dann auch Musikvideos. Aber das Chatten, insofern die Kommunikation steht ganz vorne." 86 Prozent würden mit Smartphones beziehungsweise Tablets chatten, 83 Prozent schauten Filme, Serien und andere Bildinhalte im Netz.
Ganz vorne liegt hier übrigens, wer hätte es geahnt, die Videoplattform YouTube.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 6.1.2023, 6 bis 9 Uhr
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