Proteste vor dem iranischen Generalkonsulat in Frankfurt "Hört auf den Kuschelkurs zu fahren"
Heute vor drei Monaten ist die junge Iranerin Jina Mahsa Amini kurz vor ihrem 23. Geburtstag durch Polizeigewalt in ihrem Heimatland gestorben. Seitdem gibt es im Iran heftige Proteste, die gewaltsam unterdrückt werden. Die Iraner selbst nennen es eine Revolution, die von außen unterstützt wird, auch von Hessen aus.
Jeden Tag stehen Iranerinnen und Iraner vor dem Generalkonsulat ihres Landes in Frankfurt - vor einer wachsenden Zahl an Zelten, die aufgereiht in der eisigen Kälte stehen. Hier schlafen Hungerstreikende, denen sich immer mehr Menschen anschließen. Ehsan Abasi hat mit dieser extremen Form des Protestes vor mehr als drei Wochen begonnen: "Mein Körper ist bisschen kalt geworden, bisschen schwach. Aber immer noch geht."
Ein Krankenpfleger untersucht aus eigenem Antrieb die Hungernden täglich. Die Stadt will Amtsärzte schicken. Gerade hat jemand wegen der Kälte ein Wohnmobil besorgt. Auch Said Tayef hungert seit fast zwei Wochen: „Ich wollte etwas machen. Das ist eine Revolution. Das ist eine Renaissance in Iran." Das sind keine Proteste mehr, es ist eine Revolution. So sagen es alle hier. Und alle anderen sollen es hören.
Kraniche für die Freiheit
Ortswechsel nach Frankfurt-Sachsenhausen. Auch hier wird protestiert, nur anders. Eher leise, und mit Kindern. Kraniche werden hier gefaltet. Eintausend und einer sollen es werden. Das Projekt hat die Chinesin Juli Xiang ins Leben gerufen, inspiriert von einer iranischen Aktion: „In Japan wird besagt, wenn man Tausend Kraniche faltet, wird ein Wunsch erfüllt. Dann haben Kunststudentinnen aus einer Universität im Iran das getan und ihren Wunsch darauf geschrieben – für Freiheit. Und ich habe die Aktion auf sozialen Medien gesehen.“ Das habe sie inspiriert, auch Menschen hier dazu aufzurufen Kraniche zu falten. Bis Anfang Januar wird die Aktion gehen, so lange kann jeder auch zuhause Kraniche falten und sie zu Sammelstellen in Frankfurt schicken. Dann soll es eine Ausstellung geben.
Mohedin Nakschbandi kritisiert vor allem auch europäische Politiker – und redet sich in Rage. Immer noch habe Europa diplomatische Beziehungen mit einem Regime, das Terroristen in aller Welt finanziere und jeden Tag das eigene Volk töte. EU-Sanktionen seien gut, aber die iranischen Vertretungen müssten weg, sagt auch Heresh Derakhshan. Er fordert von Deutschland "den Kuschelkurs einfach nicht mehr zu fahren, da härter an die Sache ranzugehen." Deutschland solle die diplomatischen Kanäle und Abkommen mit der iranischen Regierung kappen und sie als terroristische Einheit listen. "Das wäre effektiv."
"Wir kämpfen für Freiheit"
Wieder zurück zu den Hungerstreikenden vor dem Generalkonsulat. Nasrin Jalali war die einzige Frau, die mithungern wollte. Sie musste aufgeben. Aber sie ist trotzdem jeden Tag da. Und das sei nichts im Vergleich zu den Menschen in Iran, die vor gezückten Waffen stünden und sagen: "Bring mich um, ich habe nichts zu verlieren. Hauptsache mein Bruder und meine Schwester nach mir können in Freiheit leben." Das zähle für sie, sagt Nasrin Jalali: "Das motiviert uns hier in der Kälte zu sitzen und zu protestieren. Wir kämpfen für Freiheit."
Und sie wollen es solange tun, bis ihr Ziel erreicht ist: der Sturz des iranischen Regimes.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 15.12.2022, 6 bis 9 Uhr
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