Blick in die Zukunft Wie zuverlässig sind Klimamodelle?

Steigende Temperaturen, mehr Dürren, mehr Starkregen: Klimamodelle beschreiben, wie sich das Klima in Zukunft entwickeln könnte. Aber wie entstehen sie eigentlich? Und wie zuverlässig sind sie?

Aufziehendes Gewitter mit imposanter Wolkenformation
Bild © picture alliance / Martin Grimm | Martin Grimm
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Die Wettervorhersagen, wie wir sie aus Radio, Fernsehen und Apps kennen, werden mithilfe komplexer Computermodellierungen erstellt: Sie beruhen auf Daten zu Luftdruck, Temperaturen oder Windströmen, die von Satelliten, Wetterstationen und Radarsystemen erfasst werden.

Videobeitrag
Hessen in 15 Jahren
Szene aus dem Kurzfilm "Hessen in 15 Jahren" (das Stadtbild der Zukunft wurde grafisch und teilweise mit KI verändert) Bild © hr (Foto und Grafik)
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Ganz ähnliche Computermodelle nutzen auch Klimaforscher, um zu sehen, wie sich das Klima in Zukunft entwickeln könnte. "Klimamodelle sind erweiterte Wettermodelle", erklärt Tim Staeger, Meteorologe im ARD-Wetterkompetenzzentrum. Bei der Wettervorhersage würden physikalische Gleichungen benutzt und in die Zukunft gerechnet. Das gelinge beim Wetter für etwa ein bis drei Tage, nach einer Woche werde es sehr unscharf.

Keine Vorhersagen, sondern Projektionen

Wenn Wettermodelle nur kurzfristige Vorhersagen liefern können, wie zuverlässig können dann Klimamodelle sein? Sie sollen schließlich das Klima in den kommenden Jahren und Jahrzehnten prognostizieren. "Das sind keine Vorhersagen, sondern szenarienbasierte Projektionen", sagt Staeger. "Das heißt, man macht quasi Statistik des Wetters und hat dann ein mittleres Wetter in der Zukunft." 

Um die Zuverlässigkeit dieser Modelle zu testen, werden Daten aus der Vergangenheit verwendet. Diese historischen Daten werden ins Modell eingespeist, um zu überprüfen, ob das Modell Klimabedingungen korrekt reproduziert hat. Man kann zum Beispiel Daten von 1980 nutzen und damit das Klima von heute sehr genau vorhersagen.

Tests für zurückliegende Zeiträume

Die Erfahrungen mit solchen Klimaprognosen sind bisher sehr gut, sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach: "In älteren Berichten sind ja schon Simulationen drin gewesen für bereits zurückliegende Zeiträume. Und wenn man dann einen Vergleich zieht zwischen diesen Simulationen und dem, was man beobachtet hat in diesem Zeiträumen, dann sieht man eine ziemlich gute Übereinstimmung, sodass man auch wirklich Zutrauen in diese Modelle hat."

Doch selbst das beste Klimamodell kann nicht alles berücksichtigen. Unvorhersehbare extreme Ereignisse, wie etwa Vulkanausbrüche, können das Klima massiv beeinflussen – und solche Ausnahmen lassen sich in einem Modell nicht vorhersagen. Was Klimamodelle jedoch sehr gut können, ist langfristige Trends und Entwicklungen aufzuzeigen, sagt Andreas Walter vom Deutschen Wetterdienst. Dank besserer Computer würden die Modelle auch immer genauer.

Langfristige Entwicklungen besser verstehen

Klimamodelle gelten schon heute als sehr zuverlässig. Aber sie dürfen nicht wie Wetterberichte verstanden werden. Ihr Ziel ist es nicht, punktgenaue Vorhersagen für Jahrzehnte zu liefern. Sondern: Sie sollen uns dabei zu helfen, die langfristigen Entwicklungen des Klimas besser zu verstehen. Und aus diesen Erkenntnissen über die Zukunft können wir ableiten, wie wir heute handeln sollten.

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Sendung: hr-iNFO "Das Thema", 9.10.2024, 6 bis 9 Uhr

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Quelle: hr INFO