Hausarztakademie in Hersfeld-Rotenburg Wie hält man Allgemeinmediziner in der Region?
In ländlichen Regionen haben es vor allem Hausärzte schwer, Nachfolger zu finden. Das Resultat: Arztpraxen schließen. Wie das auch anders geht, zeigt der Kreis Hersfeld-Rotenburg.
Eigentlich sah es gut aus in Sachen ärztlicher Versorgung im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Zumindest so lange, bis beim Allgemeinmediziner Doktor Martin Ebel das Telefon seiner Bad-Hersfelder Praxis klingelte. Ein Student der Uni Kassel hat ihn damals angerufen, will eine Recherche zum Nachwuchs und dem Alter der Mediziner im Kreis machen. Und dabei zeigt sich schnell: Wenn nichts passiert, sieht es schlecht aus mit der allgemeinmedizinischen Versorgung in Hersfeld-Rotenburg. Das war die Geburtstunde der Hausarztakademie, erinnert sich Ebel.
"Die Akademie ist kein Gebäude, ist kein Haus, sondern ein virtuelles Gebilde. Sie ist ein eingetragener Verein, ganz normal, wie das im Deutschen Vereinswesen so üblich ist", so Ebel. Zielsetzung sei die Förderung von jungen Allgemeinmedizinern und jungen Nachwuchsärzten, "die sich vielleicht einmal zum Ziel setzen, sich in einer freien Praxis niederzulassen."
Für Niederlassungen im Kreis begeistern
Und das macht sie, indem sie angehende Ärzte schon im Medizinstudium anspricht und auf die Region aufmerksam macht. Außerdem bietet sie Fort- und Weiterbildungen an und begleitet sie durch ihre Assistenzarzt-Zeit bis hin zum Facharzt. Einer dieser Ärzte ist Gerrit Rosenberg. Die Akademie mache einen guten Job, sagt er. "Man muss ja immer schauen, dass man gewisse Zeiten in seiner Facharztweiterbildung sammelt. Auch in der Inneren Medizin, also in den Kliniken, und das wird über die Akademie organisiert und klappt dann sehr problemlos", so Rosenberg. Danach helfe sie, eine Niederlassung zu finden. Und auch wenn es fachliche Fragen gebe: "Man weiß immer, man hat jemanden im Rücken, wo man sich hinwenden kann", so der Mediziner.
Und das funktioniert, sagt Martin Ebel. Die Erwartungen an die Akademie seien übertroffen. Die Akademie konnte seit der Gründung 2011 schon sieben Ärzte für eine Niederlassung im Kreis begeistern. Mittlerweile hat sie auch für ihn einen besonderen Stellenwert: "Das Projekt ist für mich, der ich selber schon 61 bin und demnächst mal an Kooperation und Nachfolge denken muss, die Möglichkeit, an der Situation etwas zu ändern. Und auch jungen Leuten die schönen Seiten unseres Berufs schmackhaft machen zu können, junge Leute in unserem Beruf zu fördern und für unseren Beruf Interesse zu wecken", sagt Ebel.
Sicherstellung von Daseinsvorsorge
Natürlich ist die Akademie auch wichtig für den Kreis an sich, sagt der Zukunftsbeauftragte Markus Holle. "Die Hausarztakademie ist ein wichtiger Bestandteil zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung im Landkreis. Somit kann auch ein wichtiger Bestandteil der Daseinsvorsorge langfristig gesichert werden. Aus diesem Grund unterstützt der Landkreis die Akademie jährlich auch finanziell", so Holle.
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Um die Nachfolge von Doktor Ebel steht es gar nicht so schlecht: Gerrit Rosenberg arbeitet aktuell in Ebels Praxis und kann sich gut vorstellen zu bleiben. "Wenn ich meinen Facharzt in der Tasche habe, dann werde ich hier in der Praxis bleiben. Ob es dann zu einer Übernahme kommt, das werden wir dann noch sehen", sagt Rosenberg. Und damit sind es vielleicht schon bald acht Ärzte, die neu im Kreis Hersfeld-Rotenburg sind.