Das Ende der Telefonzelle "Es hat immer sehr unangenehm gerochen"
In dieser Woche geht's los: der Anfang vom Ende der Telefonzelle. Die Münzzahlung in den letzten 12.000 verbliebenen Telefonzellen wird an diesem Montag deaktiviert, bis 2025 sollen sie dann ganz abgebaut werden. Ein Rückblick.
Vor mehr als 50 Jahren drehte man noch die Wählscheibe in der Telefonzelle, in den 70ern drückte man dann auf die Tasten. Heute sind diese Geräusche für die meisten nur noch eine Erinnerung – weil sie schon seit Jahren keine Telefonzelle betreten haben. "Wir haben uns oft untergestellt damals, als es geregnet hat", erinnert sich eine Passantin. "Es hat immer sehr unangenehm gerochen", weiß ein anderer. "Gegenüber hat dann die erste Telefonzelle aufgemacht - und dann konnte man immer die Oma anrufen. Das war schön." Die Vergangenheitsform hat die Passantin aus Frankfurt hier ganz richtig gewählt. Denn das goldene Zeitalter der Telefonzellen ist endgültig vorbei, erzählt Marion Kessing von der Deutschen Telekom.
Bis zu 3.000 Euro bei Ebay
Früher gab es einmal 160.000 Telefonzellen in Deutschland. Jetzt gerade mal noch 12.000. "Rund ein Drittel davon haben im letzten Jahr nicht einen einzigen Cent Umsatz gemacht. Und dazu kommt: Diese Telefonzellen verbrauchen auch Energie – und wenn wir die abbauen, können wir das auch sparen. Das ist schon der Stromverbrauch von mehreren tausend Haushalten, der da auch eingespart wird." Es führt also kein Weg daran vorbei: Die letzten Telefonzellen werden bis spätestens 2025 abgebaut und kommen dann in ein großes Lager in der Nähe von Potsdam.
Wer als Telefonzellen-Nostalgiker eine kaufen möchte, muss aber Geduld mitbringen, so Marion Kessing. "Die gelben Zellen gibt es seit 2018 nicht mehr, die sind längst ausverkauft. Es gibt ein paar Restexemplare der grau-magenta-farbenen, dafür gibt es lange Wartezellen. Und dann darf man nicht unterschätzen: Diese Zellen gehen an Selbstabholer. Das Gewicht so einer Telefonzelle ist mehr als 300 Kilogramm, das ist auch nicht ganz trivial." Und so steht jetzt manche gelbe Telefonzelle bei Ebay Kleinanzeigen für bis zu 3.000 Euro zum Verkauf.
Neue Nutzung als Bücherschrank, Duschkabine oder Raucherstübchen
Dabei gibt es schöne Beispiele, wie Telefonzellen inzwischen kreativ genutzt werden: als Bücherschränke wie in Bensheim-Auerbach, als Duschkabinen wie vor ein paar Jahren in Hombergshausen bei Kassel, als Raucherstübchen, Mini-Disko oder Eisverkaufsautomat. Und: Eine ganze Sammlung alter Telefonhäuschen können Liebhaber auch weiterhin im Museum für Kommunikation in Frankfurt sehen, sagt Lioba Nägele, die die Sammlung betreut.
"Die Telefonhäuschen sind gute Zeitmarker. Je älter die Besucherinnen und Besucher, desto mehr Erinnerungen verbinden sie mit den Häuschen, während jüngere Besucher gar keine eigenen Erinnerungen haben - und klar, die gelben Häuschen sind inzwishen die, mit denen einige leicht nostalgische Gefühle verbinden." Das gelbe Telefonhäuschen vor dem Museum sei inzwischen sogar ein beliebtes Motiv für Selfies geowrden.
Zumindest hier darf sie also bleiben, die Telefonzelle. Und selbst wenn sie sonst aus dem Straßenbild verschwinden wird: In Filmen, bei manchem Liebhaber und zumindest in den Erinnerungen wird sie noch überdauern.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 21.11.2022, 6 bis 9 Uhr
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