Hawaii Das gefährdete Paradies
Die hawaiianischen Inseln, bekannt für ihre atemberaubenden Landschaften und vielfältigen Ökosysteme, stehen vor einer beispiellosen Bedrohung durch die Auswirkungen des Klimawandels. Das Paradies kämpft jetzt bereits mit den Auswirkungen des Anstiegs des Meeresspiegels, Dürren, sich ausbreitenden nicht-heimischen Arten und sogar Feuern.
Normalerweise kennt man Hawaii als Urlaubsparadies: Blumenketten, Surfer, malerische Berge, eine exotische Tier- und Pflanzenwelt. Doch der Klimawandel und die Erderwärmung machen dem Paradies zu schaffen. Das sieht man deutlich an der Nordseite der Insel O´ahu: Am Sunset Beach türmen Bewohner Sandsäcke vor ihre Strandvillen, gießen mit Beton Wände, um sich gegen die Wellen zu schützen. "Das Haus meines Nachbarn ist ins Meer gestürzt, man musste es wieder an Land holen", erzählt Dane Simms, der hier auch ein Haus besitzt. Er glaubt: "Wenn das so weitergeht, sind diese Häuser in fünf bis zehn Jahren weg."
Die Wissenschaftler, die die Folgen des Klimawandels auf Hawaii untersuchen, geben ihm recht. Denn der Anstieg des Meeresspiegels und die Erosion der Strände sind die größten Probleme Hawaiis, erklärt Geowissenschaftler Chip Fletcher von der Universität Honolulu. "Auf den Inseln von Hawaii steigt der Meeresspiegel mehr als sonst im Durchschnitt - und zwar in einer Größenordnung von 10 bis 20 Prozent mehr als weltweit." Wenn der Meeresspiegel wegen der Erderwärmung steige, steige auch der Grundwasserspiegel. Was bedeutet das? "Wir bekommen auf einmal Feuchtgebiete in Städten, unter Straßen, in Gegenden, die nie dafür ausgerichtet waren." Das sei kein Problem in der fernen Zukunft, sondern ein Problem in 10 bis 20 Jahren.
"Hätten schon vor 40 Jahren etwas tun sollen"
Wissenschaftler wie Chip Fletcher sehen dringenden Handlungsbedarf, auch im Kontext der US-Klimapolitik: "Wir hätten schon vor 20 bis 40 Jahren etwas dagegen tun sollen. Nicht nur hier, sondern weltweit. Die USA tun sich noch immer schwer damit. Und in zwei Jahren haben wir vielleicht wieder einen US-Präsidenten, der den Klimawandel leugnet."
Der Meeresspiegel steigt, gleichzeitig soll es mehr Extremwetterereignisse geben, sagt Klimaforscher Ryan Longman, ebenfalls von der Universität in Honolulu. Er wertet die Daten der vergangenen Jahrzehnte aus und beschäftigt sich mit Zukunftsmodellen: "Der allgemeine Konsens ist, dass tropische Sturmereignisse intensiver werden. Es mag weniger von ihnen geben, aber diejenigen, die passieren, könnten intensiver sein."
Das bedeutet auch: mehr Dürreperioden und sogar Brände. Das gefährde vor allem die heimischen Pflanzen, die sowieso schon unter den invasiven Arten leiden, die sich auf der Insel ausbreiten, erklärt Biologe Lucas Fortini: "Wir haben 250 Pflanzenarten auf Hawaii, die einzigartig sind, von denen es aber nur noch 50 Individuen insgesamt gibt."
Legendäre Strände in Gefahr
Mehr als 10,4 Millionen Besucher im Jahr hatte Hawaii zu Rekordzeiten. Die Strände vor allem in der Hauptstadt Honolulu sind beliebt. Waikiki gilt als Geburtsort des Surfens. Wenn man nichts dagegen tut, verschwinden hier die legendären Strände, die dem Bundesstaat rund zwei Milliarden US-Dollar an Einnahmen bescheren. Mehrere Millionen Dollar kostet es allein, sie zu sichern - eine einfache Rechnung also, diese Strände zu erhalten.
Doch wie soll Tourismus in den nächsten Jahren und Jahrzehnte aussehen - wenn einfliegende Besucher einen kräftigen Fußabdruck hinterlassen? Auch darüber macht sich die Tourismusbehörde Gedanken. Ein Ziel: "regenerativer Tourismus", der auf Mitmachen setzt: Plastik sammeln, zum Beispiel am Strand. Eine Obergrenze oder Besuchsstopps für Touristen will Hawaii derzeit aber nicht einziehen.
Sendung: hr-iNFO "Die Reportage", 18.3.2023, 11:35 Uhr
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