Hessische Märkte müssen kämpfen Naht das Ende des Wochenmarktes?
Mit dem Einkaufskorb von Stand zu Stand schlendern, sich das Beste heraussuchen, vielleicht noch ein Schwätzchen halten - das ist die romantische Vorstellung eines Wochenmarktes. Die Realität sieht jedoch so aus, dass immer mehr Wochenmärkte gar nicht mehr stattfinden und auch die großen und bekannten Märkte zu kämpfen haben. Ein Marktbesuch in Offenbach.
Der Offenbacher Wochenmarkt ist eigentlich einer der traditionsreichsten und auch vielseitigsten Wochenmärkte in Südhessen. Hier gibt es alles: Obst, Gemüse, frisches Fleisch und Fisch.
Doch seit neuestem gibt es hier Lücken. Immer weniger Händlerinnen und Händler bauen hier ihre Stände auf. Auch Geflügelhändlerin Doreen Constantin kommt nur noch am Wochenende. Der Dienstag als Markttag hat sich für sie überhaupt nicht mehr gelohnt. "Man muss es ja auch so sehen", sagt sie: "An so einem Markttag steht man nachts um zwei auf, bei Wind und Wetter, wo andere Leute noch im Bett liegen. Dann baut man auf, ist präsent und dann kommt niemand. Und zum Schluss baut man alles wieder ab und schmeißt alles weg. Das macht man über Monate."
Hohe Standmieten machen den Markt nicht mehr lukrativ
Aber irgendwann geht es einfach nicht mehr. In kleinen Städten ist die Wochenmarkt-Situation noch viel schwieriger. In Neukirchen in der Schwalm im Norden Hessens zum Beispiel besteht der Wochenmarkt am Dienstag nur noch aus einem einzigen Stand, an dem es Fleisch und Wurstwaren gibt. Die wenigen Leute, die hier noch einkaufen, bedauern die Entwicklung: "Wir hatten schon alles. Fisch und alles Mögliche gab es. Aber es kommt ja nix mehr. Ist alles tot. Sauer, das große Kaufhaus, hat jetzt auch zugemacht. Was ist denn jetzt noch in Neukirchen?"
Schuld sei ein Vermarkter, der von der Stadt eingesetzt wurde, sagt Torsten Brill vom Tourismusbüro Neukirchen. Der hatte die Standmieten in Neukirchen so weit angehoben, dass es für die Händlerinnen und Händler einfach nicht mehr lukrativ war. Und natürlich: Die Wirtschaftslage mit den steigenden Preisen hat sie Situation auch nicht leichter gemacht. Die Kunden werden sparsamer und gehen eher mal zum Discounter.
Hilfsprogramm für Offenbacher Markt
Im Dezember wurde auf dem Offenbacher Markt deshalb ein Hilfsprogramm beschlossen, erklärt Oberbürgermeister Felix Schwenke: "In der Tat wissen wir, dass die Inflation etwas ist, was viele Menschen drückt. Wir reagieren jetzt in Offenbach so darauf, dass wir ein neues Gutscheinprogramm machen werden bei dem wir sagen: Die Inflation bekommt ihr geschenkt." Damit werde gezielt der Einzelhandel in der Innenstadt und eben auch der Wochenmarkt unterstützt. Kunden bekommen eine Stempelkarte und wenn sie für 50 Euro eingekauft haben, gibt es einen Einkaufsgutschein für 5 Euro.
Mitte Februar soll das Programm in Offenbach starten, eine Million Euro stehen dafür zur Verfügung. Es geht um die Händlerinnen und Händler, aber auch um die Attraktivität des Marktes. Denn viele treue Kunden lieben den Offenbacher Wochenmarkt und wollen darauf nicht verzichten.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 27.1.2023, 12 bis 15 Uhr
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