Hype um E-Zigarette Elf Bar "Das ist kein Medizinprodukt"
Sie sind klein, bunt, riechen wie ein Duftbaum und machen Dampf: Die Einweg E-Zigaretten der Marke "Elf Bar" sind derzeit besonders bei Jugendlichen voll im Trend. Viele glauben, sie seien ungefährlich. Doch Ärzte warnen: So harmlos, wie die bunten Stäbchen aussehen, sind sie nicht.
Jennifer Vogel ist Stammkundin im E-Zigaretten-Laden von Dominik von der Heidt in Groß-Zimmern. Seit zwei Jahren dampft sie E-Zigaretten mit Nikotin. Am liebsten die der Marke Elf Bar. Heute hat sie Lust auf den Geschmack Apple Peach. Das Regal ist voll mit unterschiedlichen Sorten: Birne, Cola, Grapefruit – sie sind wie ein bunter Regenbogen aneinandergereiht.
Für die 27-Jährige sind die bunten Elf Bars der ideale Ersatz zu Tabakzigaretten, die sie vorher geraucht hat. "Andere E-Zigaretten sind viel größer, man muss die auffüllen. Und hier macht man den Verschluss ab und kann direkt los dampfen. Und wenn man feiern geht, ist es viel handlicher in der Handtasche." Außerdem könne man sie im Ausschnitt verstecken und heimlich auf der Tanzfläche dampfen.
Bisher keine Langzeitstudien
Eine Elf Bar kostet zwischen 7,50 und 10 Euro und soll 600 Züge beinhalten. Das entspricht einer Menge von zwei bis drei Zigarettenschachteln. Es gibt sie mit und ohne Nikotin, beide Varianten sind erst ab 18 Jahren zu kaufen. Bei E-Zigaretten wird kein Tabak verbrannt, sondern ein Liquid erhitzt. Sie stinken nicht nach typischem Zigarettenqualm und schmecken fruchtig und süß. Genau das lässt sie so harmlos wirken, sagt Dr. Cihan Celik, Lungenarzt aus dem Klinikum Darmstadt. Er wirft einen kritischen Blick auf die Inhaltsstoffe. "Aldehyd, Acetaldehyd, Aceton - das sind alle drei Stoffe, die krebserregend sind, gerade, wenn sie erhitzt werden." Es komme auch darauf an, wie hoch sie erhitzt würden, wie viel "Spannung" da drauf sei. "Das ist ja alles nicht reguliert, das ist ja kein Medizinprodukt. Das bedeutet, es ist unklar, wie viel davon am Ende in der Lunge landet."
Langzeitstudien über die Folgen von E-Zigaretten gibt es bisher noch keine. Trotzdem gehen Experten davon aus, dass der Konsum Krankheiten wie Krebs oder Asthma hervorrufen kann oder auch zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führt. "Wir wissen von den Inhaltsstoffen, dass sie DNA-Schäden hervorrufen, dass sie zum Zelltod in den Lungenbläschen führen", sagt Celik. "Wir wissen, dass sie einen direkten Schaden in den Gefäßen der Lunge hervorrufen. Auch wenn die Konzentration im Vergleich zur Zigarette geringer ist, ändert das nichts daran, dass sie diesen Effekt in der Lunge haben."
"Jugendliche denken häufig, das sei gesund"
Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeigen, dass die Raucherquote unter 12- bis 25-Jährigen in den letzten 20 Jahren massiv gesunken ist. Tabak ist demnach nicht mehr so im Trend. Bunte E-Zigaretten dafür schon. Ein Problem, mit dem auch Fachreferent für Suchpräventionen Carsten Wirth vertraut ist. Er gibt Workshops an Schulen im Kreis Frankfurt, bereits mit Schülern ab zwölf Jahren, klärt über Risiken auf und gibt Tipps zur Vorbeugung. "Was wir häufig erfahren, dass Jugendliche denken, dass es gesund ist."
Außerdem bleibe es dann oftmals nicht beim Konsum der E-Zigarette, beobachtet der Suchtexperte: "Für uns stellt sich die Herausforderung als Präventionsstelle, dass wenn Jugendliche sich entschieden haben für den Konsum von E-Zigaretten, dass sie leichter zugänglich sind auch für Tabakzigaretten." Daher fordert er höhere Preise, um eine Barriere zu schaffen, mehr Aufklärung und ein Pfandsystem für die Einweg-Wegwerfzigaretten. Denn in jeder Elf Bar sind Lithiumionen-Akkus eingebaut, die der Umwelt schaden, wenn sie im normalen Restmüll entsorgt werden.
Jenny gibt ihre leeren Elf Bars immer hier im E-Zigaretten Laden ab, damit sie ordnungsgemäß entsorgt werden. Mit dem Rauchen aufhören? Das kann sie sich momentan aber nicht vorstellen.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 13.12.2022, 9 bis 12 Uhr
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