Kampagne in Wiesbaden Mehr Sicherheit für Frauen im Dunkeln
Nach dem Club, nach der Arbeit, auf dem Weg zum Bahnhof: Dabei fühlen sich vor allem Frauen unsicher, zeigt eine aktuelle Studie des Bundeskriminalamts. Wiesbaden will gegen dieses Gefühl der Unsicherheit jetzt etwas tun. Dafür kooperiert die Stadt mit dem bundesweit tätigen Verein "Heimwegtelefon".
Eine dunkle Unterführung. Eine enge Gasse. Eine Ecke, hinter die man nicht sehen kann. All das kann alleine im Dunkeln schnell bedrohlich wirken, weiß die 21-jährige Charly Hüther. Als Barkeeperin in einem Wiesbadener Club läuft sie häufig nachts durch die Stadt. "Da sind natürlich auch viele Betrunkene unterwegs, die man eben nicht so gut einschätzen kann. Da hat man auch des Öfteren mal Angst, wenn irgendjemand laut rumpöbelt oder man alleine als Mädchen rumlaufen muss."
Charly Hüther ruft in solchen Moment am liebsten jemand an, nur: Mitten in der Nacht schlafen die meisten. Genau für solche Fälle ist das sogenannte Heimwegtelefon da – eine kostenlose Hotline, die bundesweit erreichbar ist und bei der rund 100 Ehrenamtliche arbeiten. Einer von ihnen ist Daniel. "Die Gründe, warum uns Menschen anrufen, sind sehr, sehr unterschiedlich", sagt er. "Das kann sein, dass ich mich in der Bahn beobachtet gefühlt habe. Das kann aber auch sein, dass ich ganz alleine durch eine leere Straße laufe und das als unangenehm empfinde. Bei uns musst du dich nicht rechtfertigen."
Wiesbaden fördert den Verein
Bekommt Daniel unter der Nummer des Heimwegtelefons einen Anruf, fragt er erst einmal nach dem Standort und wohin es gehen soll. Im Notfall kann er so schnell die Polizei rufen. In den allermeisten Fällen leistet er danach einfach Gesellschaft. Eine tolle Sache, findet auch die Frauenbeauftrage der Stadt Wiesbaden, Saskia Veit-Prang: "Gerade auch für junge Leute ist das wirklich klasse, denn da ist natürlich die Hemmschwelle, die Polizei zu rufen, sicherlich sehr viel höher als bei älteren Leuten. Denn wer will schon vom Polizeiwagen zu Hause abgeliefert werden? Als Jugendlicher unter gar keinen Umständen."
Die Stadt Wiesbaden startet deshalb jetzt eine Kooperation mit dem Verein Heimwegtelefon – als erste große Kommune in Deutschland. Wiesbaden hilft, den Verein professioneller zu machen. Etwa, indem die Stadt das Heimwegtelefon fördert. Gleichzeitig plant die Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang eine große Werbeaktion ab Januar in Bussen und Bahnen, vor allem aber auch in Bars und Discos.
"Man fühlt sich geborgen"
In der Wiesbadener Badhaus Bar hängt Chef Christian Liffers gerade ein Plakat auf, das das Heimwegtelefon bewirbt. Außerdem hat der Betreiber in der Bar und dem Club darunter auch Bierdeckel und Karten vom Heimwegtelefon ausgelegt. "Ich finde, als Gastronomen hat man auch eine Verantwortung für die Gäste. Und das endet - nicht nur von Gesetzes wegen - nicht an der Tür, wenn die Leute rausgehen."
Die Badhaus Bar hat sich inzwischen gefüllt. Besucherinnen der Bar finden das Heimwegtelefon ein gute Idee. "Also ich find das eine gute Sache – ich würde es schon nutzen," sagt eine. "Es gibt immer Wege, die unsicherer sind, und da fühlt man sich schon geborgen, wenn man sowas hat," findet eine weitere. Und auch Barkeeperin Charly Hüther will das Heimwegtelefon in Zukunft ausprobieren. Zumindest dann, wenn sie doch eines Nachts mal ein ungutes Gefühl hat.
Sendung: hr-iNFO Aktuell, 30.12.2022, 6 bis 9 Uhr
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