Ein kleines Kammerspiel Der Apfel der Zukunft

Viele Obst- und Gemüsesorten leiden unter dem Klimawandel: der Jonagold-Apfel zum Beispiel, der mag es nicht sehr warm. Wissenschaftler arbeiten deshalb daran, neue und widerstandsfähigere Sorten zu züchten. Wie könnten sie also aussehen, die Äcker der Zukunft?

Eine Hand mit einem Apfel
Bild © picture-alliance/dpa
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Andere Obst- und Gemüsesorten, andere Methoden: Die Anbauflächen werden in Zukunft anders aussehen als heute. Was sich in diesem Bereich gerade in der Forschung tut, erklärt ein Bauer einer kleinen Melone in einem (selbstverständlich fiktiven) Dialog:

BAUER: Ah, hier könnte ich Auberginen anpflanzen. Ja und dort vielleicht ...

MELONE: Aua! 

BAUER (etwas abwesend): Oh, Entschuldigung. Ich wollte Dir nicht aufs Blatt treten, kleine Melone. 

MELONE: Honigmelone! Also so viel Zeit muss sein! 

Nicht jedes Obst und Gemüse mag es warm

BAUER: Ja sag mal, hab ich denn einen Sonnenstich? Seit wann reden denn die Melonen mit einem? 

MELONE: Ich weiß nicht, was Du sonst so für Stimmen hörst, aber ich kann zumindest mit Dir reden, seitdem Du mich hier an diesem warmen Fleckchen in Deinem Garten angepflanzt hast. Ah, ich liebe es so richtig warm und sonnig! 

BAUER: Ihr Melonen kommt ja auch aus den Subtropen. Aber warm mag’s nicht jedes Obst oder Gemüse, das bislang hier in diesem Garten wuchs.  

MELONE: Wer mag’s denn nicht gern warm!? 

BAUER: Naja, Jonagold-Äpfel zum Beispiel.  

MELONE: Äpfel! Äpfel sind sympathisch, auch so schön rundlich. 

BAUER: Aber die zunehmenden Wetterextreme führen zu hohen Ertragsverlusten. Lange Trockenperioden, Hagel oder Spätfröste, all das. Außerdem blühen die Apfelbäume durch das wärmere Klima auch immer früher. Deswegen schädigen gerade die Spätfröste immer öfter die Blüten. Und das kann sogar dazu führen, dass an Apfelbäumen gar keine Äpfel mehr wachsen. 

Forscher arbeiten an widerstandsfähigeren Sorten

MELONE: Ah, da kommen mir aber die Melonentränen. Die armen Äpfel. Und da gibt es keine Lösung für? 

BAUER: Doch, da zeichnen sich schon welche ab. Das Julius-Kühn-Institut etwa, das ist das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, das arbeitet daran, wie sich neue, widerstandsfähigere Äpfel und andere Obstsorten züchten lassen. Und daran forschen auch noch andere. Zum Beispiel die Hochschule Geisenheim. 

MELONE: Damit aus dem Apfel von morgen nicht gleich ein Bratapfel wird. 

BAUER: Oder damit er überhaupt wächst. Oder damit er oder anderes Obst mit Hitze oder Wassermangel oder mehr CO2 in der Luft zurechtkommen. Für letzteres gibt’s ja Expertinnen und Experten, an den Unis Frankfurt und Gießen etwa.  

MELONE: Ich muss sagen, da forscht ihr Menschen aber ganz schön viel! 

BAUER: Und es gibt noch mehr Forschende und Themen. Zum Beispiel: Wie kriegt man es hin, dass so ein Apfel bei steigenden Temperaturen nicht von Krankheitserregern oder Schädlingen dahingerafft wird. Ich sag nur Mehltaupilze! Oder Apfelwicklerfalter.  

MELONE: Oh, das verstehe ich gut. Gerade Mehltau macht ja mal so gar keinen Spaß. Damit hatten bei mir in der Verwandtschaft auch einige Melonen massive Probleme. Also, da kann ich Dir Geschichten erzählen ... 

BAUER: Du siehst also: Die Probleme treffen nicht nur Äpfel.  

MELONE: Übrigens auch was die Schadinsekten betrifft. Ich sag nur: weiße Fliege. Ihgittigitt. Die ist mein Horror. Da müssen dann im schlimmsten Fall Pestizide ran. 

Rettung vor dem Aussterben 

BAUER: Auch das ist ja grade ein Thema. Es wird nicht nur versucht, effektivere Schutzmittel zu erfinden, sondern auch schädlingsresistentere Sorten zu züchten. 

MELONE: Was dann aber am Ende alles damit zu tun hat, dass ihr Menschen uns Pflanzen in den Genen rumfummelt. 

BAUER: Naja, am Ende ist doch jede Obst- und Gemüsesorte irgendwie dadurch entstanden, dass sich genetisch was geändert hat. Entweder durch klassische Züchtung à la Gregor Mendel oder heute halt immer mehr durch molekulargenetische Methoden. Aber am Ende geht es doch darum, dass auch die Sorten noch eine Zukunft haben, die wegen Klimawandel und Co vielleicht aussterben würden. Wie Jonagold-Äpfel. Oder vielleicht sind es dann auch neu entstandene Sorten. 

MELONE: Oder ihr Menschen müsst einfach mal akzeptieren, dass Äpfel gestern waren und jetzt die Zeit der subtropischen Obst- und Gemüsesorten anbricht! Melonen an die Macht! Juhu!

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Sendung: hr-iNFO "Der Tag", 31.5.2023, 19:05 Uhr

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Quelle: hr INFO