Rechercheergebnisse aus den USA Wie gefährlich sind Instagram und Co?
Die Enthüllungen von Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen haben gezeigt, dass Meta den negativen Einfluss auf Kinder- und Jugendliche durch ihre Netzwerke weitgehend ignoriert hat. Offenbar tut die Muttergesellschaft Meta auch zu wenig gegen Pädophilenringe, die Inhalte über die Plattform verbreiten.
Aktuelle Recherchen des Wall Street Journals, der Stanford University sowie der University of Massachusetts Amherst haben ergeben, dass der Konzern Meta zu wenig gegen Pädophilenringe, die Inhalte über die Plattform verbreiten, unternimmt.
Es gebe ganz offensichtlich viele Pädophile auf der Plattform Instagram, sagt Jeff Horwitz, Reporter des Wall Street Journals. Das liege zum einen an der Zahl der Abonnenten - mehr als 1,3 Milliarden. Viele Möglichkeiten zum einen Kinder- und Jugendliche zu kontaktieren - andererseits auch viele Möglichkeiten, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Und genau um diesen Austausch geht es in der gemeinsamen Recherche der Zeitung und von zwei US-Unis.
“Das Netzwerk kümmert sich richtig um die Interessen dieser User, indem es ihnen passgenaue Vorschläge macht. Das können Videos von kleinen Mädchen sein, die tanzen. Oder wenn sie einen Hashtag eingeben, der etwas gruselig ist, dann schlägt es eine andere Version davon vor, die genauer auf Kinderpornografie hinweist, oder die App schlägt ähnliche Profile vor, die Sex mit Minderjährigen beinhaltet“, so der Reporter.
Algorithmen befeuern Kinderpornografie
Von seinen aktuellen Recherchen erzählt Horwitz im Wall Street Journal Podcast. Das Problem bei dem Thema sei, dass Instagram so gut darin ist, seinen Usern Seiten und Profile vorzuschlagen, die den Interessen entsprechen- dieser Algorithmus soll also Kinderpornografie noch befeuern. Die Forscher seien "geschockt” gewesen, wie weit sich das ausgebreitet habe, so Horwitz. Schon wenige Suchanfragen und Profilbesuche würden reichen, damit User regelrecht mit solchen Seiten überflutet würden.
Pädophile versuchen über Netzwerke auch gezielt, Kinder und Jugendliche anzusprechen und dazu zu bringen, ihnen zum Beispiel Bilder zu schicken, warnt in den USA unter anderem das Child Crime Prevention & Safety Center. Viele Nachrichten würden direkt per Chats an Minderjährige gerichtet.
Whistleblowerin warnt schon seit langem
Der negative Einfluss von sozialen Netzwerken auf Kinder- und Jugendliche ist schon länger bekannt - nicht nur, wenn es um Pädophile geht. Die Facebook-Whistleblowerin Frances Haugen berichtete schon 2021 davon, dass der Meta-Konzern bewusst Studien über die Schädlichkeit von Sozialen Medien unter den Teppich kehren würde, wie in einem Interview mit CBS: „Was sehr tragisch ist, ist, dass Facebooks eigene Forschung besagt, dass diese jungen Frauen immer depressiver werden, wenn sie anfangen, Inhalte über Essstörungen anzuschauen -sie geraten in diesen Feedback-Kreislauf, in dem sie ihren Körper immer mehr hassen. Facebooks eigene Forschung besagt, dass Instagram deutlich schlimmer ist als andere Formen sozialer Medien.”
Das US-Gesundheitsministerium warnte vor wenigen Wochen in einem Bericht vor den Risiken übermäßiger Social-Media- Nutzung, die bei Kindern und Jugendlichen zu Depressionen und Angststörungen führen könnte.
Meta hätte nun reagiert
Meta, das Unternehmen hinter Facebook und Instagram, reagierte auf den Bericht über die Missstände bezüglich der Pädophilen-Inhalte. Sie hätten viele Hashtags gelöscht und eine interne Arbeitsgruppe gegründet, so Journalist Horwitz.
Zudem seien Softwarefehler behoben worden. Einige Meldungen von Kinderschutzorganisationen, die kritische Inhalte gemeldet hatten, seien lange Zeit ignoriert oder unbeantwortet geblieben, Meta sagte, dieses Problem habe man zumindest auf technischer Seite gelöst.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 12.6.2023, 6 bis 9 Uhr
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