Langzeitfolgen nach Corona-Infektion Was bislang über das Post-Covid-Syndrom bekannt ist
Bis zu 15 Prozent der Coronainfizierten entwickeln ein Post-Covid-Syndrom. Bislang wisse man über die Entstehung und ursächliche Therapien aber noch zu wenig, so die Bundesärztekammer. Die Mediziner fordern in einer Stellungnahme, die Forschung zu intensivieren. Was bislang über das PCS bekannt ist und was nicht: ein Überblick.
Die Lunge, das Herz, die Niere, das Nervensystem - es gibt kaum ein Organ des menschlichen Körpers, welches von Sars-CoV-2 nicht angegriffen werden kann. Bei den einen unbemerkt, bei anderen mit schwerwiegenden Folge. Vom Post-Covid-Syndrom (PCS) sind Menschen betroffen, bei denen die Symptome mindestens drei Monate nach einer Infektion noch vorhanden sind und die länger als zwei Monate unter Symptomen leiden, für die es keine andere Erklärung gibt.
In fast allen Organen vorhanden
Die Wucht einer Corona-Infektion werde inzwischen besser verstanden, aber noch nicht vollständig, so Professor Michael Hallek vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer. Der erste Grund, warum es so breit auftrete und so viele Organe betreffen könne, liege darin, "dass der Rezeptor, also die Antenne, über die des Virus in die Zelle geht, ganz breit im Körper verteilt ist. Deswegen kann Covid-19 ja auch so viele unterschiedliche Organe betreffen, also Lunge, Gefäße, Nervensystem - eigentlich fast jedes Organ. Und deswegen ist auch Post-Covid, also die Langzeitfolge, in fast allen Organen vorhanden."
Vorerkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit oder schlechte psychische Gesundheit sowie mittleres Lebensalter sind die bislang einzig gesicherten Faktoren für PCS. Für weitere braucht es noch mehr Forschung.
Auch Menschen mit leichter Corona-Infektion betroffen
In einer Studie in Köln wurden junge Menschen untersucht, die sich nach einer Covid-Infektion schnell wieder erholt hatten. „Die haben wir dann nachuntersucht und siehe da: Wir haben herausgefunden, dass bei diesen Menschen - jung, gesund und kurze Covid-Infektion - nach drei, sechs und neun Monaten noch Symptome da waren, und zwar bei fast der Hälfte", sagt Hallek.
Deswegen könne man "mit Sicherheit sagen, dass es eben nicht nur Menschen betrifft, die am Anfang eine schwere Infektion haben - das ist es ist ein Risikofaktor -, sondern auch Menschen, die am Anfang eine ganz harmlose Infektion haben, ohne Krankenhausaufenthalt." Es könne also auch Spätfolgen geben, wenn die Erkrankung am Anfang nicht so schwer war.
Nicht ausreichend qualifizierte Anlaufstellen
Doch bislang gibt es für PCS-Patienten nicht ausreichend qualifizierte Anlaufstellen. Es fehle noch an ursächlichen Therapien. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, fordert deshalb, "dass Forschungsförderung ausgesprochen wird und dass die für die Forschung auch interdisziplinär erfolgt, auch über die Sektoren hinweg." Die zweite Forderung sei, spezifische Zentren für PCS-Behandlungen einzurichten. Auch die sollten die Möglichkeit haben, "dass eben alles, was an Expertise, die aktuell natürlich noch wächst, da ist, auch einfließt an den Stellen, in denen Patienten behandelt werden."
Positiv sehen die Experten den Rückgang von Long-Covid-Patienten von zehn auf jetzt vier bis fünf Prozent. Dies sei darauf zurückzuführen, dass inzwischen mehr Menschen dreifach geimpft sind.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 12.10.2022, 9 bis 12 Uhr
Ende der weiteren Informationen