Zum Welt-MS-Tag Wenn die Nerven nicht mehr mitmachen
Multiple Sklerose ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Sie befällt das Gehirn und das Rückenmark und beginnt meist im frühen Erwachsenenalter. Trotz des medizinischen Fortschritts lässt die Krankheit auch heute noch viele Fragen unbeantwortet.
Die Symptome können ganz unterschiedlich sein: Meist fängt es mit leichten Beschwerden an und jeder Krankheitsverlauf ist anders. Genau das macht die Krankheit so tückisch. Insgesamt 2,5 Millionen Menschen weltweit sind heute an MS erkrankt, sagen Zahlen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.
Eine von ihnen ist Maike Wilke. Sie ist vor zehn Jahren an MS erkrankt. Alles begann mit Sehstörungen, erzählt sie: „Ich habe gemerkt, dass ich plötzlich Sehstörungen hatte. Wie, wenn man in die Sonne geguckt geschaut hat und danach hat man diese ganzen Lichtpünktchen. Und Schwindel kam auch dazu.“ Nach einer Odyssee, bei der sie bei diversen Ärzten Rat suchte, erhielt sie letztendlich die Diagnose: MS. Für Maike Wilke brach eine Welt zusammen: „Ich habe natürlich sofort Tränen in den Augen gehabt und gedacht: Oh Gott, mein Leben ist vorbei, ich bin 25! Was passiert jetzt? Das war schlimm und ich habe dann schon gedacht, dass ich den Beruf nicht ausüben kann, den ich eigentlich erlernt habe.“
MS äußert sich ganz unterschiedlich
Inzwischen habe sie gelernt, ihren Alltag mit und trotz MS fast normal zu gestalten. Das hat sie auch Christoph Mayer zu verdanken. Der Neurologe aus Frankfurt ist spezialisiert auf die Therapie von MS-Erkrankungen: „ Die Multiple Sklerose ist die häufigste Autoimmunerkrankung, die wir haben. Weltweit gehen wir von ungefähr 2,5 Millionen Betroffenen aus. In Deutschland gibt es etwa 280.000 Betroffene und wir haben pro Jahr ungefähr 15.000 Neudiagnosen. Häufig seien erste Symptome tatsächlich an der Sehkraft zu erkennen, sagt der Experte: “Aber die MS kann auch ganz viele andere Symptome haben. Sie kann zu einer Sensibilitätsstörung oder zu einer Schwäche führen. Sie kann aber auch zu ganz unspezifischen Symptomen führen, wie zum Beispiel einem Schwindel.“
Besonders junge Frauen sind betroffen
Forschungen haben ergeben, dass vor allem junge Frauen in den 20ern an MS erkranken. Für die Ärzte ein zusätzliche Herausforderung: “Wir sprechen da von Frauen, die ihre Karriereplan oder ihre Lebensplanung gerade neu aufstellen und die möglicherweise auch einen Kinderwunsch realisieren möchten. Und dementsprechend gibt es natürlich auch Herausforderungen an die Therapie. Das heißt, die Therapie muss das alles berücksichtigen.“
MS sei nicht heilbar, so Mayer, das sei die schlechte Nachricht. Die gute indes: Heute gäbe es sehr wirkungsvolle Medikamente, die den Patienten ein fast symptomfreies Leben ermöglichen, erklärt der Arzt: „Was wir sehr häufig sehen, sind Patienten, denen man das eigentlich gar nicht ansieht, dass da eine MS ist und die auch mit der Medikation so gut zurechtkommen, dass es eigentlich kein Problem im täglichen Umgang ist. Hinzu kommt, dass an MS erkrankte Frauen nicht auf dem Kinderwunsch verzichten müssen: „Es gibt eigentlich fast keine MS-Medikamente, die eine Schwangerschaft problematisch werden lassen. Schwangerschaft ist bei einer Patientin möglich, und das ist einfach Teil einer sehr individualisierten Behandlung.“
Medikamente helfen
Diese individualisierte Behandlung hat auch Alexandra Nikolova bekommen. Die junge Frau aus Frankfurt ist 30 Jahre alt und hat sich auf ein Leben mit MS eingestellt, erzählt sie: „Ich denke, dass ich aber auch einfach Glück gehabt habe, dass ich jetzt relativ spät betroffen bin und jetzt nicht im Teenie-Alter oder Ähnliches bin. Deswegen sehe ich mich eigentlich auch noch sehr unbefangen.“
Dank der speziell auf sie abgestimmten Medikamente lebt auch Maike Wilke heute ein ganz normales Leben. Natürlich müsse man lernen, die Krankheit anzunehmen und mit ihr zu leben, sagt sie. Das habe ihr auch Dr. Mayer empfohlen – und das zeigen auch prominente Vorbilder wie Malu Dreyer, beruhigt Wilke: „Machen Sie sich jetzt aber nicht zu viel Sorgen. Damit kann man sogar Ministerpräsidentin werden.
Sendung: hr-iNFO "Aktuell", 30.5.2023, 9 bis 12 Uhr
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